Chris hat geschrieben:
(...)Man muss sich so langsam in den Kopf rufen, dass es Menschen gibt, die auf Unitymedia Kabel BW als Empfangsweg angewiesen sind bzw. zu diesem Empfangsweg gezwungen sind. (...)
Damit triffst Du den Nagel auf den Kopf, Chris. Viele Menschen haben keinen Zugang zu anderen Empfangsmöglichkeiten, weil sie ihnen unter Verweis auf das Kabelangebot abgeschnitten werden. Zum Beispiel dürfen Mieter eine Satellitenantenne gegen den Willen des Vermieters nicht anbringen, wenn ein Kabelanschluss vorhanden ist. Dieses Verbot ist allerdings natürlich nur gerechtfertigt, wenn der Kabelanschluss eine angemessene Versorgung gewährleistet.
Solange die Mehrheit der Haushalte mit SD zufrieden ist, wird die fehlende Einspeisung von HD-Sendern sicherlich kein Politikum. Derzeit ist die Kundengruppe mit starkem Interesse an HD (noch) relativ klein, d.h. es sind keine geschäftsbedrohlichen Kündigungswellen zu erwarten. Kurz: Ein idealer Spielball der Geschäftspolitik, geeignet für strategische Entscheidungen, die erst in der Zukunft wirken. Es geht - wie es scheint - um die Einspeisegebühren. Gestern mit der ARD (prinzipiell), heute mit Sky (der Höhe nach) und morgen dann mit allen anderen.
Deshalb soll an dieser Stelle eine grundsätzliche Erwägung angestellt werden: Wenn der Kabelanschluss eines Tages nicht mehr als äquivalent angesehen werden sollte, werden die Kunden andere Empfangswege fordern und erhalten, sei es durch IP-TV, sei es durch einen massiven Ausbau von DVB-T oder sei es dadurch, dass sie "versteckte" Satellitenanlagen anbringen, die die Hausfassade nicht stören.
Dies zeigt doch, dass die Kabelnetzbetreiber in erster Linie Dienstleister für die Kunden sind und im Wettbewerb mit anderen Empfangswegen stehen. Sie sind auf Inhalte der Fernsehsender angewiesen, wollen sie keine Kunden verlieren. Vor der Fusion hat Kabel BW genau dieses verstanden und war deshalb auch erfolgreich. Die neue Geschäftsleitung sieht sich nach meinem Eindruck eher als Dienstleister der Programmanbieter, der einen Zugang zu Millionen Fernseh-Haushalten verwaltet und deshalb Einspeisegebühren verlangen kann. Damit verliert Unitymedia den Kern des Geschäftsmodells aus den Augen.
Mit der Einspeisung von neuen HD-Sendern kann man aber den derzeitigen Richtungsstreit wunderbar ausfechten, weil negative Schlagzeilen auf den Titelseiten nicht zu befürchten sind. Auch wird möglicherweise das finanzielle Risiko, Kunden zu verlieren, derzeit geringer eingeschätzt als das Risiko, auf lange Sicht Einspeisegebühren einzubüßen.
Wenn genau das die Sicht von Unitymedia sein sollte, werden wir wohl noch einige Zeit auf die neuen HD-Sender der ARD und von Sky verzichten müssen.