Also die Planung kommt tatsächlich aus einer Hand, sprich: Wird bei Vodafone zentral gemacht seit Unitymedia übernommen wurde. Ebenso werden zentral z.B. Entscheidungen in Düsseldorf getroffen, dass der ORF in BaWue eingespeist wird oder eben nicht.
Was tasächlich teilweise der Fall ist, ist dass man mal einen Messwagen raus schickt im Extermfall und die Signalstärke und Qualität misst, wie ein Sender in einzelnen Ortschaften ankommt. Hintergrund ist: Wenn Du ein Overspillprogramm ins Kabel nimmst, dann solltest Du Dir deiner Sache sicher sein. Du kannst nicht einfach z.B. den ORF in Mannheim rein nehmen mit der Begründung, dass an einem Punkt 0,5% Signal vom Pfänder bei Überreichweiten geloggt wurden. Wenn Du sowas tust als Provider, dann musst Du Dir deiner Sache sicher sein, da sonst Rechteeinkäufer wie private TV Sender eine Klage gegen Dich als Provider anstreben können und auch gute Aussichten auf Erfolg haben.
Wann kommt also eine Overspilleinspeisung zustande? Das ist schnell und einfach erklärt: Immer dann wenn ein Sender ortsüblich empfangbar ist. Ortsüblich heißt wenn ein Großteil der Fläche des Landkreises das Antennensignal oder erhöhten Aufwand (also normale Hausantenne auf dem Dach) problemlos empfangen kann.
Kabel Deutschland hat seiner Zeit den Bogen hier mal überspannen wollen. Natürlich könnt ihr euch vorstellen, dass Großstädte wie München und Stuttgart im Bezug auf Empfang von Schweizer und Österreich Sendern ein Dorn im Auge von Sky, RTL und ProSiebenSat.1 sind.
Die Hauptkonflikte sind:
- Filme zur Prime Time als Free TV Premiere gleichzeitig auf ORF 1 und den Privaten, bei ORF 1 ohne Werbung, daher geht ein Zuschauer lieber dort hin und die Einschaltquoten der privaten TV Sender verbrennen, die Folge: Werbekunden zahlen weniger Geld, da weniger Leute RTL, ProSieben etc. zur Prime Time eingeschaltet haben und das schwächt wiederum den Jahresumsatz, da via ORF 1 oder SRFzwei geschaut wurde.
- Thema Formel 1, diese lief die Vergangenen Jahre auf ORF 1 und RTL, auf ORF 1 natürlich wieder ohne Werbung, ergo wieder Schwächung der Einschaltquoten
- Champions Leaugue auf SRFzwei zum Leidwesen von sky, die damit weniger Abos verkauft haben, dort wo der Sender eingespeist war.
Klar, ORF als auch SRF haben faktisch keinerlei Recht eingekauft auch nur auf dem Bildschirm von einem Deutschen Zuschauer zu landen, aber der EU Gesetzgeber hat hier Gnade vor Recht ergehen lassen und hat gesagt "Eine gewisse Überstrahlung via Antenne kann man nicht verhindern und dort wo das passiert, darf ein Kabelnetzer auch nicht in den Nachteil kommen das Signal dort nicht anbieten zu dürfen."
Zurück zum Szenario Kabel Deutschland.... der ORF musste damals zu Analogzeiten die Sendeleistung des Signals von ORF 1 auf den Türmen die nach Deutschland strahlten massiv drosseln. Das Signal kam in Bayern problemlos über München heraus und auch Stuttgart wurde teils in den Höhenlagen noch versorgt.
Bei den Millionen, die in den beiden Metropolen wohnen und die potenziell als Werbungskunden wegfallen mussten die Privatsender handeln und haben den ORF seiner Zeit genötigt die Ausgangsleistung an Türmen wie Salzburg oder aber auch dem Pfänder am Bodensee für das Signal von ORF 1 massiv zu drosseln.
Dort wo das Signal noch ortsüblich empfangbar war, durfte auch nach der Drosselung eingespeist werden. Die Privaten schauten natürlich massiv danach, dass Stuttgart und München auf keinen Fall mehr erreichbar sein dürfen. Kabel Deutschland nahm daraufhin kurzfristig und frecherweise einfach eine Empfangsstation auf dem Oympiaturm in Betrieb, wo das Signal einwandfrei empfangbar war. Kunststück bei 291 Metern über den Dächern Münchens.
Die Privaten drohten sofort mit einer Klage, da das alles andere als ortsüblich sei, denn am Boden war nichts mehr von ORF 1 zu sehen bzw. nur im Süden und Osten von München. Man machte damals unmissverständlich klar, dass man das Signal im Münchener Kabel auf keinen Fall zulassen werde.
Wäre Kabel Deutschland nun massiv gewesen, wäre man ganz München mit Peilwagen abgefahren, hätte eine Signalkarte gezeichnet und hätte versuchen können sein Recht zu erzwingen. Dies hätte aber nur zur Folge gehabt, dass der ORF noch mehr hätte drosseln müssen. Die Privaten haben unmissverständlich klar gemacht, dass eine Einspeisung in Metropolen nicht mehr sein darf.
Kabel BW seiner Zeit hatte auch eine ausgeklügelte Idee, man speiste SRF 1, SRF zwei, ORF 1 und ORF 2 landsweit in ganz Baden-Württemberg ein. Begrünudung: Durch Glasfaser haben wir ja eigentlich ein durchgängiges Netz für ganz BW und da im Süden das Signal anliegt, dürfen wir das auch im Norden anbieten, da selbes Netz. Dreißt und ganz schön frech, aber hey, das brachte uns gute 5 Jahre ORF 1 und 2 bzw. ganze 10 Jahre SRF 1 und 2 ins Kabel.
Auch eine geniale Aktion war, als auf DVB-T umgestellt wurde. Viele die sich von euch auskennen wissen, dass das DVB-T Signal auf einem Mux ist und dieser Mux führt ORF 1 und 2. Im Gegeneil zu Analog kann man hier nicht sagen, dass ORF 1 schwächer sein soll als ORF 2. Kabel Deutschland konnte gar nicht so schnell piep sagen, wie der ORF selbst sofort mitteilte, dass eine Einspeisung untersagt werde, da man sonst DVB-T noch weiter runterregeln werde, obwohl die Signale im Großraum München wieder weit besser ankamen.
Möchte Vodafone das Maximum rausholen für eine Einspeisung in BW müsste man besonders die Randgebiete des Pfändersignals abfahren und genau festhalten wo man die TV Programme noch loggen kann. Ich habe das sogar schon hinter der schwäbischen Alb geschafft, besonders oben auf Höhe Degerloch, Flughafen, Esslingen, Filderstadt ist das Signal immer mal wieder wahrzunehmen. Fakt ist aber, selbst wenn Vodafone versuchen würde das Signal im Stuttgarter Talkessel bereitzustellen mit der Begründung, dass man in Degerloch am Berg oben das Signal empfangen hat, würden die Privaten sofort wieder klagen.
Um zum Thema zurück zu kommen - man steuert die Netzentscheidungen zentral in Düsseldorf, beauftragt aber gern mal Messungen in den Orten um zu sehen, ob ein Sender als ortsüblich einzustufen ist, besonders in so heiklen Fällen wie Auslandssender.
Persönliche Meinung: Wir leben in einer Europäischen Union die sobald Gelder entfallen die Grenzzäune hochzieht. So wurde erst im Jahr 2018 die Abschottung der TV Signale für absolut richtig bewertet und unterschrieben, dass die Vergabe der Ausstrahlungsrechte auf Länderebene so beibehalten wird, da sonst Einnahmen ausfallen.
Das Fazit: EU gern so lang mehr eingenommen wird, sobald aber Ausfälle drohen an Einnahmen kommt der Stacheldraht vor das TV Signal aus dem Nachbarland.
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